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Deutschlands Brennerei-Kultur


Alkohol als kulturelles Gut

Die Herstellung und der Verzehr von Alkohol gehören seit Jahrtausenden zum kulturellen Gut der Menschheit. Während Wein und Bier schon in vorchristlicher Zeit von den alten Griechen, Germanen oder Römern erzeugt und konsumiert wurden, entdeckte man das Geheimnis der Herstellung trinkbaren hochprozentigen Alkohols erst rund 1000 Jahre nach Christus.


Anfänge der Brennerei

Erste theoretische Verfahrensbeschreibungen zur Destillation finden sich zwar schon in früheren Quellen, doch wurde der verzehrbare hochprozentige Alkohol (Ethanol) erst im 11. Jahrhundert entdeckt und zunächst hauptsächlich in der Medizin und Alchemie verwendet. Verfeinerte Kühlmethoden flüssiger Gemische mit verschiedenen Siedepunkten sorgten im 12. Jahrhundert für eine Revolution des Herstellungsverfahrens, und der erste Branntwein war geboren.


Brände als Genussmittel

Im 15. Jahrhundert wurden hochprozentige Getränke zunehmend auch als wohltuende Genussmittel bekannt. In dieser Zeit entwickelte sich die heute bekannte Sortenvielfalt von Bränden und Likören. Hintergrund ist die Tatsache, dass Wein nicht immer zum Brennen zur Verfügung stand. So wurde man kreativ und griff für den Brennprozess auf verschiedene Obst-, Kräuter-, Wurzel- und Getreidesorten zurück.


Deutschland als Brennerei-Nation

Im 16. Jahrhundert gehörten Gerätschaften zur einfachen Destillation von Alkohol bereits zur Standardausstattung bürgerlicher Haushalte. In den nächsten beiden Jahrhunderten nahm die Anzahl an Kartoffel- und Obstbrennereien kontinuierlich zu. In manchen Gegenden Deutschlands hatte nahezu jeder Haushalt eine eigene kleine Hausbrennerei. Zwar gibt es noch heute Regionen mit einer hohen Anzahl an Privatbrennereien, doch sind diese zunehmend vom Niedergang bedroht.


Preiskampf gegen Kleinbrennereien

Preise für Lebensmittel unterliegen inflationsbedingten Preissteigerungen. So stiegen allein zwischen 1991 und 2011 die Lebensmittelpreise durchschnittlich um 43 Prozent. Vergleichbare Preissteigerungen ließen sich in der Alkoholindustrie in diesem Maße nicht durchsetzen. Die industrielle Massenproduktion ermöglicht Dumpingpreise, mit denen Kleinbetriebe nicht ohne weiteres mithalten können. Um rentabel zu arbeiten, müssen kleine Brennereien ihre Produkte um ein Vielfaches teurer anbieten. Häufig fehlen diesen Betrieben jedoch die Marketingmöglichkeiten und Absatzwege, um jene Kundengruppen zu erreichen, die bereit sind, entsprechende Preise für höchste Qualität und limitierte Mengen zu zahlen.


Auflagen erschweren Traditionserhalt

Auch neue Gesetze und EU-Richtlinien machen es Kleinbetrieben schwer. Seit den 1920er Jahren wurde die Erlangung neuer Brennrechte sowie die Übertragung bestehender Rechte an weiterführende Generationen zunehmend an Auflagen geknüpft. Wer sein Brennrecht verliert, erhält so schnell keine neue Berechtigung. Die gesetzlichen Einschränkungen und Auflagen zusammen mit den ökonomischen Bedingungen zwingen viele Betriebe zur Aufgabe Ihres Handwerks, insbesondere dann, wenn sie nicht über ausreichende Absatzkanäle verfügten.



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